Donnerstag, 23. Mai 2013

50 km Laufen auf der B12 und andere Kleinigkeiten

Ich bin Heimscheisser. Ich wollte kneifen. Ich hatte Schiss, dahin zu fahren, ins ferne Bayern zu fremden Menschen. Ich bin nicht gern weg von zu Haus, von meinen gewohnten Abläufen, verinnerlichten Zwängen und Ritualen und den Menschen, die ich liebe. Doch manchmal muss man sich wohl losreissen, muss das Unangenehme überwinden, um zu erkennen, dass das "Andere" nicht immer schlecht ist, sondern vielmehr die Aussicht bietet, die inneren Perspektiven zu wandeln und das Herz zu weiten.

Zum Glück hatte ich rechtzeitig meinen Cousin angeregt, sich mir anzuschließen, so blieben mir wenig Ausreden und Möglichkeiten, noch auszubrechen und diese Veranstaltung, an die ich mich immer gern zurück erinnern werde, anderen zu überlassen.. Nach Tagen also der Vorfreude, Vornervosität, des Lampenfiebers gings dann Donnerstag endlich erster Klasse zu einer Laufveranstaltung, wie ich nun verkünden darf, der Extraklasse! 50 km im Rahmen der 1. veganen Ultramarathonstaffel standen auf dem Programm!


Schon am Donnerstag Abend zeichnete sich ab, dass dies etwas besonderes wird - wenn die angenehme Anreise und die gute Gesellschaft von Mr. Kock nicht schon genug Indiz dafür gewesen wäre, dem ich hier nochmals meinen Dank aussprechen möchte für die tolle Organisation und äußerst angenehme Begleitung sowie das Einweihen in die Gesetze des Rush-Hour-Benehmens! (Spartathlon 2021 wir kommen!)


Nach erfolgter Anreise und Check-In in unserem von "außen pfui, innen hui"-Apartment unweit der Münchner City bewegten wir uns Richtung Max Pett, einem veganen Restaurant, um uns mit einigen anderen Teilnehmern sowie dem Initiator und Organisator der ganzen Veranstaltung zu treffen. Ich bin eigentlich kein Typ für Gruppenveranstaltungen, meide diese weil ich mich im lauten, brodelnden unheimisch fühle. Doch es erwies sich als absolut richtig, das Unwohlsein zu überwinden und sich unter die vegane Meute zu mischen, denn ich traf und lernte allesamt sehr nette Menschen kennen, die diese Veranstaltung zu etwas ganz besonderem werden lassen sollten.


 
 
Neben dem netten Essen lernte ich u.a. die beiden netten adretten Frankfurter von bevegt.de kennen, einen für mich total überraschend entspannten, souveränen und sympathischen Organisator, ein paar Mitarbeiter von Sea Sheperd (tausend Dank für die wahnsinnige Unterstützung!!) sowie viele Menschen, die ein tolles Beispiel dafür geben, dass eine pflanzliche Ernährungsweise nicht nur gesund und förderlich für die Agilität ist, sondern die so wie sie leben auch eine Inspiration für die Restwelt sind. Lebt vor, was ihr seid; ihr braucht niemanden eure Meinung aufzudiskutieren, sondern euer Beispiel ist genug der Inspiration :-)


Der Freitag stand im Zeichen der Stadterkundung, wobei ich überrascht war von den schönen Seiten Münchens und mich selber überraschen durfte, indem ich den Olympiaturm erklomm (na gut, es gab einen Fahrstuhl) und meine Höhenangst bekämpfte. Der Blick von den Höhen unseres Apartments schien anschließend kein Problem mehr, wo er doch zuvor noch für schweissnasse Hände sorgte.


 
Ständig auf Facebook blickend, um die Infos von den nun laufenden Staffeln zu erhalten, schlief ich eine unruhige Nacht, um mich am Morgen mit Christian an den mitgebrachten Vitamix zu stellen, unser Carboloading (Carb the fuck up!) fortzuführen. Mit Energiepudding gestärkt und mit Datorade und Medjool im Gepäck, begaben wir uns einen Stunde später als geplant an unseren Treffpunkt, wo wir auf Mark, sowie unsere beiden Mitläufer Kristof und Thomas trafen. Die Staffel 2 hatte eine Streckenexkursion unternommen und hatte etwas für Aufschub gesorgt, so dass wir dann um kurz nach 11 Uhr Richtung Innenstadt liefen.


Ich habe das Glück gehabt, der Staffel anzugehören, die mitten durch das Münchner Herz samt Marienplatz lief. Nach etwa 7km unterquerten wir eine große Kreuzung beim Stachus und stießen überrascht auf Daniel von bevegt.de. Dieser geleitete uns nun mit Trillerpfeife und lautem Gejohle veganer "Messages" durch die Innenstadt und hielt uns quasi den Weg durch die dichte Masse frei und machte mächtig gut Stimmung. Ich denke, nicht nur die Stände von Peta, Seasheperd sowie Lifefood (danke für die tolle Verpflegung!!) machten an diesem Tage gute, positive Werbung für eine pflanzenbasierte, leidfreie Ernährungsweise!

Das Laufen mit drei veganen Mitstreitern mitten durch das bunte München wird mir noch lange, lange für Wärme im Herzen sorgen. Da Christian ein deutlich jüngeres Gehirn und weit optimierteres Gedächtsnis verfügt, möchte ich an dieser Stelle auf seinen Blog mit einem tollen Bericht verweisen {link setzen}. Ich neige dazu, allzu schnell allzu viel zu vergessen und kann mich nach Läufen, auch welchen Gründen auch immer (vielleicht ein B12-Mangel, haha..!) nur schlecht an Laufeindrücke erinnern, zum Glück aber gibts ja Christian! Ich vermute, ich bin wie so oft zu sehr mit mir selber beschäftigt, als dass ich äußere Umstände einpräge.. Wie dem auch sei, der Lauf an sich ist rein läuferisch betrachtet eigentlich nur deshalb erwähnenswert, weil ich mich schon ab km 20 sehr, sehr schlapp und kraftlos gefühlt habe. Obs die Zugfahrt war, der Stress, das Yoga am Vorabend, jedenfalls wollte ich ab km 30 eigentlich nicht mehr wirklich, obwohl ich sonst 35k mit reichlicher Leichtigkeit laufen kann. Das war leider an diesem Tage nicht so und spätestens ab dem Marathon wollte ich einfach nur gehen. Das ließ mein Stolz natürlich nicht zu, aber als es dann langsam in den Oberschenkel zu krampfen anfing, war das ganze deutlich kein Spaß mehr. Ungefähr bei km 49 hat es mich dann richtig zerrissen und die hintere Oberschenkelmuskulatur (harmstring) machte zu. Einmal auf die B12 springen, zum Glück kam grad kein Auto... Nach einer kurzen Pause und viel Unterstützung durch meine Mitstreiter ging es dann gemächlich weiter und wir erblickten endlich den Verpflegungsbus und Mark auf dem nahenden Parkplatz. Uff! Trotz dieser leidvollen letzten Kilometer überkam mich, als ich im Zug nach Hause saß (und wir zwei Nordlichter stundenlang Facebook penetrierten um endlich Gewissheit zu bekommen, dass die Staffel durch ist) ordentlich Wehmut, dass das ganze Geschichte, für mich sogar ganz große, geworden war.

Die Staffel kam ins Ziel, da war ich schon wieder im heißgeliebten Schleswig-Holstein, dass ich am Donnerstag noch schweren Herzens verlassen habe. Sollte es wieder soweit sein, so glaubt mir, ich werde keine Sekunde zögern, mich für das nächste Abenteuer dieser Art zu begeistern, um mich am Vorleben eines positiven, nicht nur tier-, sondern auch menschenfreundlichem Veganismus zu beteiligen!


{Bilder folgen}

1 Kommentar:

  1. Spartathlon!!!! ;)
    Danke für's Teilhaben lassen an deinen Gedanken.
    Freue mich schon auf die nächsten Veranstaltungen mit Dir im Gepäck.

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