Samstag, 1. Juni 2013

Wie unfair..!

Da ich bei der heutigen Staffel Lauf zwischen den Meeren keinen Fahrdienst beanspruchen konnte, parkte ich wie schon vor zwei Jahren auf etwa der Hälfte meines Abschnittes. So lief ich 6 km nach Husum zum Start und nachher 6 km von Wittbek zurück zu meinem Auto. Dabei lief ich den nach mir ins Ziel laufenden Staffeln entgegen, was schon vor zwei Jahren recht amüsant war. "Hast Du Deinen Staffelstab verloren", "Falsche Richtung" oder "Wie weit noch?" seien hier als beispielhafte Sprüche der Entgegenkommenden Läufer genannt. Eine Frau jedoch tat einen seltsamen Ausspruch:: "Wie unfair!" sagte sie und meinte wohl, dass es unfair sei, dass ich schon seit einigen Minuten im Ziel war während sie sich noch auf der Strecke abkämpfte! Ich vermute, sie hielt mich für einen dieser Läufer, die mal eben einfach so unter 40 min laufen, ohne groß was dafür tun zu müssen. Ich kenne diesen Gedanken, den sie hatte. Ich habe ihn, wenn ich mir die Profiläufer anschaue: optimale Statur, optimales Verhältnis von Bein-und Rumpflänge usw. Diese Menschen sind einfach von Natur aus schnell, sind quasi dafür bestimmt, zu laufen. Und im Amateurbereich gibt es sicher ähnliche. Wie der Typ, den ich auf dem letzten Kilometer noch überholte. Der schien recht unbedarft und unerfahren und paffte nach dem Lauf erstmal locker eine Kippe...Einfach ein Typ, der mal eben so 39 min auf 10 km läufte, ohne groß was dafür tun zu müssen.
Ganz abgesehen davon, dass das mit Sicherheit nicht "unfair" ist, wie der neidische Geist es im spontanen Affekt vielleicht nennen mag, so bin ich gewiss keiner dieser Typen. Ich bin eher der, der den langsameren Läufern Mut machen sollte. Angefangen mit fast 30, immerhin etwa 15 Jahre Rauchen im Gepäck und dem ein oder anderen Betäubungsmittel nicht abgeneigt gewesen, drehte ich meine ersten paar Laufmeter in den Wald, in dem ich noch jetzt meine Runden drehe in etwa so: 1 min laufen, 1 min gehen. Ich weiß nicht mehr, wieviel ich beim ersten mal geschafft habe, aber es dürften kaum mehr als 5 min laufen gewesen sein. Irgendwann hab ich dann tatsächlich die gesamte Runde von 3,4 km laufend durchgehalten und ich bin dem Laufen treu geblieben - sicherlich mit ein Grund, warum ich seither dem Rauchen und dem Rauschen gänzlich entsagt habe. Aber ich steigerte mich langsam und musste mir meine jetzige Form eher hart als smart erarbeiten. Absolvierte ich meinen ersten Halbmarathon in 1:53, so wurde es ein schmerzhafter erster Marathon in 4:13. Nach und nach erhöhte ich die Wochenkilometer und konnte mit mehr Glück als Verstand  schlimmeren Verletzungen aus dem Wege gehe, bis ich schließlich nach 4 Jahren harter Arbeit mit vielen, vielen Fleissmomenten und dem Niederringen des inneren Schweinehundes endlich die 3 Stundemarke im Marathon knacken konnte.
Talent reicht vielleicht nicht für x; aber harte Arbeit bringt einen immerhin soweit, dass es für den ein oder anderen so aussieht ;-)

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